17. BMVZ PRAKTIKERKONGRESS
‚GEMEINSAM FAIRSORGEN‘ und ‚PATENTREZEPT KOOPERATION‘ waren die Überschriften dieses Tages, der mit einem ausführlichen Statement des Bundestagspolitikers Dirk-Ulrich Mende eröffnet wurde. Als Berichterstatter für die ambulante Versorgung der SPD-Fraktion gab er zu, aus dem Hause Lauterbach auch nicht wesentlich mehr Informationen zu bekommen, als öffentlich bekannt seien. Was mit Blick auf die MVZ-Debatte bedeutet, dass auch er über das schon lange angekündigte Versorgungsgesetz II wenig sagen könne. Wie hier der Stand sei, das wisse man wohl nur im Bundesgesundheitsministerium. Er selbst wisse nicht einmal, „ob da überhaupt schon etwas geschrieben wurde“. Allerdings fügte Mende an, dass ein genereller Ausschluss von Investoren wie Private-Equity-Gesellschaften aus seiner Sicht nicht denkbar sei. „Juristisch tragfähige Lösungen, die ein Verbot vorsehen, kann ich mir nicht vorstellen“, erklärte er. „Das muss auch klar gesagt werden.“ Lauterbachs Äußerungen hätten an dieser Stelle zwar drastisch geklungen, seien aber seiner Meinung nach „überinterpretiert“ worden. Der Abgeordnete schloss mit einer Bezugnahme auf eine Forderung des BMVZ (~ Plädoyer für mehr Sachlichkeit). Mende betonte: „Pauschale Verteufelungen von MVZ sind nicht zielführend, wir brauchen mehr Sachlichkeit.“
Um Sachlichkeit ging es auch im Anschluss, als Robin Rüsenberg, in seiner Doppelrolle als Krankenkassenvertreter und Lehrbeauftragter der TU Braunschweig versuchte, die großen Linien der aktuellen BMG-Agenda aufzuzeigen und die Zusammenhänge zwischen den diversen Reformprojekten, die für den ambulanten Bereich vorgesehen sind, herauszuarbeiten. Dabei identifizierte er rund um Level Ii-Kliniken, Gesundheitskioske und Primärversorgungszentren eine ganze Reihe an Schnittstellen, bezüglich der MVZ und fachübergreifenden BAGs Augen und Ohren offen halten sollten, was sich tut. Denn praktisch würden viele der angedachten neuen Versorgungsideen an den Zentren andocken oder zumindest Kooperationspotential beinhalten.
Der Politikblock wurde anschließend vom BMVZ-Trio Peter Velling, Bernhard Landers, Susanne Müller abgerundet, die in aller Kürze die Ergebnisse der Vorstandswahlen vom Vortag (~ Auch in den nächsten vier Jahren wird der BMVZ von einer Praktiker-Riege geführt) vorstellten, und skizzierten, welche Schwerpunkte der Bundesverband MVZ aktuell in der MVZ-Debatte verfolgt. Gefordert wurde, „nicht prioritär gegen Investoren oder nichtärztliche Träger kämpfen, sondern stattdessen die Ärzte zu stärken.“ Was damit unter anderem gemeint ist, beschreibt der BMVZ ausführlich in einem direkt am Kongresstag erschienenen Beitrag im Observer Gesundheit: Neu Denken in der MVZ-Debatte. Nötig sei zudem eine Stärkung der ärztlichen Leitung in MVZs, indem normativ die Verantwortlichkeiten der ärztlichen und kaufmännischen Leitung sauber geklärt werden, wozu der BMVZ gern einen konstruktiven Beitrag leiste. Und, nicht zuletzt plädierte der BMVZ, der die unterschiedlichsten MVZ in seinem Bundesverband vertritt, für die Rückkehr zur bis 2011 gelebten Trägervielfalt, da die (Wieder-)Zulassung regionaler Initiativen von vor Ort aktiven Physiotherapeuten oder Rehakliniken ein pragmatischer Schutz vor Anbietermonopolen sei.
Im Anschluss an diese ersten 70 Minuten voller perspektivischer Glaskugel-Leserei ging es in den fünf weiteren Blöcken um die vielfältigen praktischen Aspekte des MVZ-Betriebs. Präsentieren. Vortragen. Zuhören. Diskutieren. Und das Miteinander-Netzwerken – rundum ein gelungener Tag.